Sanitätsfachgeschäft für Orthopädie- und Rehaprodukte

Öffnungszeiten

Mo:        Hausbesuche nach Vereinbarung
Di – Fr:   09 – 12 und 14 – 18 Uhr
Sa:          09 – 14 Uhr

Lipödem

Bis die Diagnose Lipödem gestellt wird, dauert es leider oft sehr lang. In vielen Fällen wird es fälschlicherweise mit Adipositas verwechselt, da es häufig parallel auftritt, was eine Differenzierung erschwert. An den folgenden Punkten können Sie erkennen, ob Sie möglicherweise ein Lipödem haben.

Der Begriff Lipödem beschreibt eine chronische und zudem schmerzhafte Fettverteilungsstörung mit Wassereinlagerungen. Die Krankheit betrifft überwiegend Oberarme, Hüfte und Oberschenkel. Betroffen können auch Rücken, Nacken, Kinn und Brüste sein. Der Rest des Körpers weist in der Regel normale Proportionen auf. Deshalb spricht man bei dieser Krankheit auch vom „Reiterhosenphänomen“.

Stadien

Sta­dium I: Haut­ober­flä­che glatt, Unter­haut­fett ver­dickt, Fett­gewebestruk­tur fein­kno­tig.

Sta­dium II: Haut­ober­flä­che uneben, Fett­gewebestruk­tur grob­kno­tig und deutlich sichtbar vermehrt.

Sta­dium III: Gewebe zusätz­lich der­ber und här­ter, gross­lap­pig, defor­mie­rende und überhängende Fett­lap­pen, vor allem im Bereich Knie und Ellenbogen.

Sta­dium IV: Zusätzlich manifestiertes Lymphödem (Elefantiasis).

Typen

Typ 1: Gesäss und Hüften (Bildung der sogenannten „Reiterhosen“).

Typ 2: Gesäss, Hüfte, Oberschenkel.

Typ 3: Gesäss, Hüfte, Ober- und Unterschenkel. 

Typ 4: Beine und Arme sind betroffen.

Bleibt ein Lipödem über Jahre hinweg unbehandelt, kann sich daraus die Mischform Lipolymphödem entwickeln.

Wie kann ein Lipödem behandelt werden?

Lipödeme sind leider nicht heilbar. Deswegen dienen die Behandlungsmöglichkeiten hauptsächlich der Linderung der Symptome und der Reduktion des Umfangs der betroffenen Körperstellen. Im ersten Stadium ist eine Behandlung in der Regel nicht notwendig, weil die Fettansammlung im Bindegewebe noch schmerzlos und unsichtbar ist. Daher beginnt die Behandlung eines Lipödems meistens ab dem 2. Stadium.

Wichtig ist, das betroffene Gewebe von den Wasseransammlungen zu entstauen. Diuretika (entwässernde Arzneimittel) sind auf Dauer nicht wirksam und deshalb nicht empfehlenswert. Sie lösen eine Art ,,Bumerang‘‘ Effekt aus. Die Wasseransammlungen verringern sich, bilden sich jedoch nach der Therapie wieder zurück.
Die Entwässerung gelingt mittels der komplexen physikalischen Entstauungstherapie, die sich aus manueller Lymphdrainage, Kompressionstherapie, Bewegungstherapie und Hautpflege zusammensetzt.

Die Entstauungstherapie sollte lebenslänglich durchgeführt werden, sonst werden die Wasseransammlungen zurückkehren.

MCE_CMPFT_STD_CF_NA_US_700x700

Kompressionsverbände bei Lipödemen

Die Kompressionstherapie erfolgt zu Beginn mit Verbänden oder mit den einfach anwendbaren Wraps. Weiterführend wird das Tragen von Kompressionsstrümpfen empfohlen. Meistens wird aufgrund der Extremitätenform und der Gewebebeschaffenheit eine Massanfertigung der Flachstrick-Kompressionsstrümpfe erforderlich. Rundstrick-Kompressionsstrümpfe eignen sich lediglich bei gering ausgeprägtem Befund im 1. Stadium des Lipödems.

Manuelle Lymphdrainage

Die manuelle Lymphdrainage sollte ein- bis zweimal pro Woche angewendet werden. Dabei werden die Lymphbahnen durch medizinische Massage sanft massiert. So werden Flüssigkeiten zwischen den Zellen in Richtung Lymphbahnen verschoben und die Entstauung wird angeregt. Diese Behandlung hat für die Betroffenen einen beruhigenden und schmerzlindernden Effekt. Nach einer manuellen Lymphdrainage wird zum Erhalt des Resultats eine Kompressionsversorgung angelegt.

Liposuktion (Fettabsaugung)

Für die operative Reduktion des krankhaften Unterhautfettgewebes wird die Liposuktion (Fettabsaugung) angewendet. Sie wird empfohlen, wenn trotz durchgeführter konservativer Therapien noch Beschwerden bestehen oder eine Verschlimmerung auftritt.

Ernährung

Lipödeme reagieren nicht auf Gewichtsabnahme, deshalb ist es wichtig, das Gewicht stabil zu halten oder bei Übergewichtig dieses zu reduzieren. Bewährt hat sich bei Lipödemen ein Speiseplan mit wenig Kohlenhydraten und ausreichend Proteinen.

Sport

Als sportliche Aktivitäten empfehlen sich besonders Wassersportarten wie Schwimmen, Aqua‐Jogging, Aqua‐Aerobic und Aqua‐Cycling, da im Wasser die Gelenke entlastet werden. Krafttraining ist für die Linderung der Beschwerden wenig effektiv.

Psychologische Unterstützung

Menschen mit Lipödem verbringen oft Jahre damit, Hilfe für ihren Zustand zu suchen. Auf den ersten Blick sehen Betroffenen adipös aus. Sie fühlen sich nicht ernst genommen und leiden unter Vorurteilen der Gesellschaft gegenüber adipösen Menschen. Das führt in Kombination mit Mobilitätsschwierigkeiten oft zu seelischem Stress und kann nachfolgend auch eine Depression auslösen. Die Diagnose Lipödem wirkt da wie eine Befreiung. Dennoch ist zusätzlich eine psychologische Unterstützung sinnvoll.